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STC17 energetische Sanierung Hamburg

Entwurf : 2011

Ausführung : 2012-2013

Kunde : T.O.Graf (Hamburg)

Nutzfläche : 631 m2

Foto : Martin Kunze / and8

Erhabene Wohneinheit in Lokstedt

Ziel des Bauvorhabens war es, anstelle des
ehemaligen konventionellen Satteldaches
eine angenehme und barrierefrei zugäng-
liche Wohneinheit zu schaffen. Der Dachauf-
bau als scheinbar verschiebbares Groß-
element lässt die Dachterrasse im Süden
entstehen. So kragt das Penthouse
nordwärts um etwa zwei Meter aus.

Die Wohnung sollte mit einem
angemessenen Außenbereich und einem
durchgehenden Wohn- Essbereich
ausgestattet sein. Dieser Letztere wurde als
sogenannte "Halle" mit Kamin, Inselküche,
bündig in die Wand eingelassener
Küchenzeile sowie einer Vorratsnische
konzipiert. Die Halle öffnet sich schwellenlos
nach Süden zur Terrasse durch eine Falttür.
Diese Geste der Offenheit wird kontrastiert
durch die schützende Haube, welche das
Dach über diesen behutsam befensterten
Raum spannt. Jedes einzelne Fenster hat
seine eigene Bedeutung und ist daher
unterschiedlich ausgeführt: es gibt ein
Schwingfenster, die Ganzglasecke im
Nordwesten und ein Doppelpaar von
Dachflächenfenstern, welche außenbündig
in der Metallfassade liegen.

Nach Osten wurde die Fassade für drei
Fenstertüren weiter nach unten gezogen.
Hier sind der über Eck befensterte
Schlafraum mit Ankleide sowie das
Badezimmer mit angrenzender Dampfdusche
zu finden.

Die Umdefinition der Wände zu
Raumelementen generierte zusätzlichen
Stauraum. Hinzu kommen eine Ankleide und
der Vorratsraum sowie der Abstellraum auf
der Terrasse.

Das Material der äußeren Hülle schillert und
changiert, weil es keine Lokalfarbe hat: je
nach Blickrichtung ist es grün bis braun bis
grau. Die Fassade wurde als hängende
Kassette ohne sichtbare Befestigungsmittel
ausgeführt.

Zur Bestimmung der erforderlichen
Sanierungsmaßnahmen wurde eine
Wärmebildaufnahme durchgeführt, welche
die Notwendigkeit der Dämmung und des
Fensteraustausches klar aufzeigte. Die Wahl
der Wärmedämmung fiel aus Gründen der
Nachhaltigkeit und des ökologischen Vorteils
auf ein rein mineralisches Wärmedämm-
verbundsystem. Der mittelgraue Spachtel-
Strukturputz wechselt sich ab mit Glattputz-
flächen in verschiedenen, aufeinander
abgestimmten Farbtönen.

Der Keller blieb bis auf die Unterseite der
Decke ungedämmt. Die äußere Sockeldäm-
mung wurde motivbildend als Keil ausge-
bildet. Die neuen Fenster befinden sich in der
Dämmebene und erhielten farblich abge-
setzte Öffnungsflügel, um sie leichter
erscheinen zu lassen.

Aus Gründen der Energieeffizienz wurde der
Heizbrenner im Haus ausgetauscht. Zur
Vermeidung von Schimmelbildungen
erhielten alle Wohnungen kontrollierte
Lüfter mit passiver Wärmerückgewinnung.
Die Küchen und außenliegenden Bäder
wurden mit separaten Abluftanlagen
ausgestattet.

Damit die oberste Etage barrierefrei
erreichbar ist, wurde ein Lift errichtet und
das Treppenhaus komplett umgebaut, denn
durch den neuen letzten Lauf und eine
Rampe im Dachgeschoss musste die
Aussenwand um 60 cm versetzt werden. In
den übrigen Etagen hält der Lift auf den
ehemaligen Treppenpodesten. Der komplette
Fußboden im Treppenhaus wurde erneuert,
die Wohnungstüren abgeschliffen und in
Natur belassen.


Fazit

Schon bei der ersten gemeinsamen
Begehung mit dem Bauherrn wurde uns klar,
dass dieses Haus auf grundlegende und sehr
umfassende Veränderungen zusteuert. Es
war eben in die Jahre gekommen. Der
Bauherr war bei der Grundsteinlegung als
kleiner Junge anwesend gewesen und
beauftragte nun Architekten, die in
ebenjenem Jahr geboren wurden.
Es sollte also nicht um kosmetische Eingriffe
oder Reparaturen gehen, eine Zurück-
erneuerung mit modernen und zeitgemäßen
Mitteln wurde gestartet:

Das Haus ist nun bereit für die nächsten
50 Jahre.